Impuls 5. Woche Freitag

Impuls Mystik und Kontemplation

Mystik bedeutet für den Mönch Evagrius, dass die kranken, verstörten und verzerrten Bilder der Seele geheilt werden. Das Schauen Gottes dringt in die Wurzeln der Seele ein, dorthin wo es kranke, wo es vereiste, beschädigte Lebensmuster gibt. Nur wo die Bilder und Ideen von Seele und Geist voll vom reinen Lichte Gottes umgestaltet sind können sich dann auch die Haltungen des Menschen, wie eine Blüte entfalten. Frühere Missklänge, Verzerrungen und Abkapselungen werden aufgehoben und lösen sich auf. Die abnormalen Abdrücke des Lebens werden durch die Schau des göttlichen Lichtes, das sich in der Seele widerspiegelt, gereinigt und verwandelt.  Die Kontemplation durchdringt die Tiefen der Seele. Sie ist sozusagen der Tiefenbohrer, der sich durch die verschiedenen Schichten der Seele bewegt. Die Sehnsucht ist der Antrieb bzw. das Ziehen dahin. Unter Kontemplation verstehe ich ein Beten (eher ein Sein, ein Schauen) ohne jede Überlegung, jeder Erwägung, jeder Suche nach Bedeutungen, jedwedes Streben nach Spüren, Schmecken, Heilungen oder Tröstungen. Da bleibt nur ein bloßes Schauen, das einer echten Kontemplation, also dem Vereinigungsweg (im Exerzitienprozess) entspricht. Das heißt auch der/die meditiert soll nichts mehr wollen oder tun. Sie soll nicht versprechen, sich aktiv für Gott einsetzen, etwas vollbringen oder leisten, sondern sie soll ihre innere Fähigkeiten zur Ruhe kommen lassen, damit Gott die Aktivität ihres Tuns übernimmt. Ich übergebe Gott mein Wollen, mein Haben, mein Besitzen, meine Kontrolle, meine Freiheit, meinen Verstand und sogar meine Phantasie, alle geistigen Kräfte sollen zur Ruhe gebracht werden. Das bloße Schauen auf Gott bleibt. Der Verstand, der Wille und die Erinnerungen sollen keine Rolle mehr spielen und aktiv sein. Das ist Kontemplation. Dieses Schauen Gottes bleibt nicht ohne Wirkung wird zur Mystik und wir erleben unseren inneren Raum.

Zum Weiterdenken:

 Ich versuche in die Kontemplation zu kommen …