Impuls 3. Woche Montag

Zorn, von Hieronymus Bosch

Bildbeschreibung

Hieronymus Bosch stellt auf diesem Bildausschnitt den Zorn so dar, dass Zecher vor einem Wirtshaus miteinander streiten. Offensichtlich entfacht der Rausch den Zorn.

Der Ausdruck des Zornes führt dazu, dass sich die Menschen gegenseitig verletzen und bekämpfen, auch das Möbiliar wird nicht verschont. Eine Frau versucht einzugreifen. Wobei man auch denken könnte sie tanzt mit dem einen Herren. Der Tanz als Ausdruck des inneren Ringens mit sich selbst, mit dem Zorn umzugehen, den Zorn umzuwandeln.

Vor den Männern sind Knochenschuhe ausgebreitet. Die Knochenschuhe in ihrer Symbolik weisen ihren Besitzer als bösen Menschen aus

Manchmal wird der Zorn als Krieger dargestellt mit dem Schwert in der Hand – manchmal mit der Fackel in der Hand – Zorn ist wie Feuer, das alles in Brand setzt. Zorn als Tiersymbol Löwe oder Bär.

Im deutschen Sprachgebrauch verwenden wir und unterscheiden wir zwischen Zorn, Wut, Groll und Bitterkeit. Oft verwenden wir die Worte synonym. Wut- vom Wortstamm wods – wütend, besessen, rasend – vom germanischen Gott Wotan – der rasende Gott. Groll – von grellen – übersetzt; laut schreien, vor Zorn brüllen. Bitterkeit kommt von beißen. Bitterkeit ist also eher ein Gefühl. 

Alle vier Worte beschreiben inneren Zustände. Zorn ist eine Form der Aggression. Aggressionen selbst sind positive Kräfte, sie regeln Nähe und Distanz.

Evagrius Ponticus schreibt im 4. Jahrhundert vom Zorn. Der Zorn ist die heftigste Leidenschaft. Er ist ein Aufwallen des erregbaren Teiles der Seele, das sich gegen jemanden richtet, der einen verletzt hat oder von dem man sich verletzt glaubt.

Er reizt ohne aufzuhören die Seele des Menschen und drängt sich vor allem während der Gebetszeit, in stillen Momenten,  vor dem Einschlafen, beim Erwachen und in andern Momenten ins Bewusstsein. Zorn hält manchmal länger an und entwickelt sich zum Groll, der schlimme Erfahrungen während der Nacht verursacht. Meistens wird der Körper dadurch geschwächt.  Es kommt zu mangelnder Nahrungsaufnahme. Der Mensch wirkt dann blass, und immer stärker plagen Traumbilder, wie er von wilden giftigen Tieren angegriffen wird. Immer wieder stellt er fest, dass vor allem diese vier zuletzt genannten Wirkungen seines Grolls viele seiner Gedanken begleitet (Pontikus, Praktikos 11) Zorn kann und tut es auch, dass er unser vernünftiges Denken hemmt.

Es gibt den gerechten Zorn (und auch den Zorn Gottes). Zorn, wenn wir gegen Anfechtungen, Versuchungen und wenn wir uns schützen (Praktikos 24), dann ist er eine positive Kraft. Der Zorn als Kraft das Gute zu verteidigen oder durchzusetzen, von Menschen zu distanzieren, Grenzen aufzeigen, meine Grenzen zu verteidigen,  sich für andere Schwache einsetzen. 

 

Zum Weiterdenken:

Wie wirkt das Bild auf mich – wie der Text?